Die Le Careme ist eine meiner persönlichen Top-Ten-Favoriten der vergangenen Jahre und die Belicosos Finos LE18 für mich trotz des vom Importeur im Vergleich zu dem Marktpreis auf der anderen Seite des großen Teiches recht hoch angesetzten Preises das Sahnestück dieser (da fände ich es mal sehr interessant, herauszufinden, welcherlei Kosten beim Import von Zigarren so entstehen, da ich da überhaupt kein Gefühl für habe und gar keinen Bock habe, ahnungsbefreit in den dauernd spielenden Connaisseurs-Kanon „das ist ja alles viel zu teuer“ einzustimmen…). So musste ich mir die diesjährige Limitada in dem Moment, in dem ich erfuhr, dass es sie geben wird, auch direkt vorbestellen. Nun, am vergangenen Freitag war sie dann da und länger warten konnte ich nicht. Wie schon im Vorjahr kommt die Le Careme Belicosos Finos Limited Edition in einem schön ausgeführten, tollen Format mit einem unfassbar schönen Deckblatt daher. Sie wird geziert von tollen Banderolen. Bei Crowned Heads fand ich es großartig, dass sie bisher sehr klar und zurückgenommen designte Banderolen hatten und bisher nur die Linien-Namen, nie der Firmenname auf den Zigärrchen prangte. Das ist nun leider vorbei, seit diesem Jahr zieren zumindest die Limited Editions aus dem Hause Crowned Heads ein goldenes Band am Fuß, das an sich und alleine eine ansehnliche Banderole wäre, in dem Fall der Le Careme aber einfach nicht zu den anderen passen will. Der kleine Stumpen liegt gut in der Hand, wirkt fest mit nur wenig Give und hat ein tolles, sehr spitzes Belicoso-Mundende. Man fühlt einen ganz feinen Schmirgel auf den Fingerspitzen. Jedoch wirkt sie etwas trocken und nicht halb so ölig wie die Belicosos Finos aus dem Vorjahr. Ebenfalls ist diese Belicoso trotz gleicher Größenangaben durch die Bank weg sichtlich dünner als die Belicosos Finos LE18, hat eher einen 51er Ring. Auch wirkt sie etwas uneben, nicht ganz so meisterhaft ausgeführt wie ihre ältere Schwester. Das Deckblatt ist ein schöner Grade A Connecticut Broadleaf, speckig und recht dick, rauh, aber ohne sichtbaren Zahn. Im Vergleich zur der Limited Edition aus dem Vorjahr ist sie mit ihrem schönen Espresso-schwarzen Maduro-Ton sogar etwas dunkler, aber auch matter und fleckiger, dabei ebenso rustikal. Sie wirkt gut konstruiert, jedoch auch sehr hastig gewickelt. Kalt duftet sie tannig und ledrig, nach frischer feuchter Erde; leichte Kaffee- und Kakao-Noten und eine angekokelte Süße liegen dahinter. Am Fuß sind etwas Kaffee, leicht beerige Noten und viel süße Schokolade mit trocken-würzigem Gebäck zu erahnen, fast wie Nutella auf getoastetem Bauernbrot. Hier ist viel los und alles, wenn auch sehr ähnlich, doch einen guten Ticken präsenter als bei der LE18. Nach einem problemlosen Dickman Cut ist sie bei perfektem Zugwiderstand im Kaltzug dem Kaltduft sehr ähnlich, mit kräftig-würziger Schokolade, Gebäck, Tanne und Leder im Vordergrund. Salzige Noten und dezenter Pfeffer bleiben lange auf der Zunge. Mir gefällt’s. Das Entfachen gestaltet sich etwas schwierig. Doch einmal entfacht, startet die Le Careme Belicosos Finos Limited Edition 2019 mit recht viel Pfeffer und Salz, dahinter liegen cremig-holzige Noten und retronasal etwas Chili mit Nuss. Schnell verschwindet der Pfeffer komplett. Cremige Noten von Schokolade, Erdnuss-Butter, Espresso und Cookie Dough kommen auf, nicht so süß wie man erwartet hätte, wenn man die Formate der regulären Linie kennt. Retronasal kommen jetzt Noten von Gebäck, Erdnuss-Butter und Kaffeebohnen auf, die leichten Chili-Assoziationen weichen nie ganz und geben dem Ganzen einen interessanten Widerpart. Bei gemächlichem, leicht welligem, aber selbstkorrigierendem Abbrand und sehr heller, weiß-grauer und fester Asche raucht sie sich angenehm, auch wenn sich der Zugwiderstand leicht öffnet. Im 2. Drittel wirkt die kurze Belicoso eingebundener und holziger. Cookie Dough mit salzigem Karamell und kräftiger dunkler Schokolade liegen im Vordergrund, an der Nase Brot und etwas Leder. Retronasal kommen hin und wieder blumige Noten auf, ansonsten erlebt man hier cremige Erdnuss-Butter und etwas Chili. Die Erdnuss-Butter zeigt sich ebenfalls mit etwas Nutella im Abgang, der auf einer salzigen Note endet. Herrlich. Das Rauchvolumen, das zuerst etwas dünn war, ist nun ordentlich. In Sachen Stärke kratzt die Belicosos Finos gerade mal an der Mittelmarke und den Körper würde ich bei medium+ einstufen. Im letzten Drittel werden bei vollerem Körper (medium++) die Noten von Holz (Tanne) nochmal präsenter, dahinter liegen viel Nuss, leicht angebrannte Brownie-Kruste und hin und wieder salziges Karamell. Der Abgang ist weiterhin salzig, mit holzigen Noten und einer leichten, mineralischen Erdigkeit. Retronasal kommen nun auch dezent schokoladige und, im Hintergrund, salzige Noten auf. Eine sehr schöne, komplexe Mischung. Kaum ist sie nach über anderthalb Stunden dem Aschenbecher geopfert, würde ich mir am liebsten direkt die zweite davon anstecken...